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DeepSDR 101


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DeepElec DeepSDR 101

13.09.2022

Der DeepSDR 101 ist ein kleiner und handlicher SDR-Empfänger von DeepElec, welche bereits in der Szene durch den Antennen-Analyzer DeepVNA 101 bekannt wurden.

Hersteller Webseite:

Technische Daten:

Frequenz-Bereich:    100 kHz - 149 MHz
Display: IPS LCD 4,3" 800x480 Touchscreen
Modulation: CB, AM, SSB (LSB, USB), WFM (Radio), STE (WFM Stereo)
Speicherplätze: 99 (feste und editierbare)
Anschlüsse: BNC Antenne 50Ω, Kopfhörer 3.5mm, USB-C, USB-A
FFT Bandbreite: 192 / 128 / 64 kHz, Echtzeit-Spektrum & Wasserfall
Stromversorgung: USB-C 5V 1.6Ah, Li-Ion Akku 3.7V 5000mA 18.5Wh
Laufzeit: bis zu 10-12 Stunden
Gehäuse-Maße: 136x74x22mm bzw. 168x74x22mm (mit Buchse & Drehknopf)
Gericht: 311 Gramm
Firmware: Version 1.00 (14.07.2022)

Preis:  110 - 125 Euro   (Stand: September 2022)

Verfügbar bei diesen AliExpress Händlern:

Versandkostenfrei + 15-Tage-Lieferung

Alle Angaben ohne Gewähr! Kauf erfolgt auf eigenes Risiko,
ich übernehme keinerlei Verantwortung bei möglichen Problemen!

Dr.InSide's Review:

Ich habe mir den DeepSDR 101 bestellt, da ich schon mehrere Malahit DSP besitze und mal eine Alternative testen wollte. Bestellt habe ich ihn bei AliExpress für rund 124 Euro inkl. 15-Tage-Versand. Geliefert wurde er bereits nach 10 Tagen per Hermes. Der DeepSDR war in einem stabilen Karton verpackt. Als Zubehör wurde eine Hartschalen-Hülle mit Reißverschluss, eine 68cm Teleskop-Antenne, ein USB-C Kabel, ein Eingabe-Stift, eine Display-Schutzfolie, eine Übersicht der Bedienelemente sowie ein aufklebbarer und aufklappbarer Ständer mitgeliefert.

Überblick der guten und schlechten Eigenschaften:

+ Schönes und robustes Gehäuse
+ Sehr gutes IPS LCD Display
+ Bedienung ohne Verzögerung
+ Mechanischer Ein-/Aus-Schalter
+ USB-C Daten-/Ladebuchse
+ Hochwertiger Drehknopf
+ Kanal-Liste per Computer editierbar


- Unausgereiftes Bedienungskonzept
- Druckempfindlicher Touchscreen
- Seitliche BNC Antennen-Buchse
- Bisher keine FM-Demodulation
- Bei Lautstärke 0 noch zu laut

Der erste Eindruck:

Der DeepSDR macht einen sehr guten Eindruck. Die Verarbeitung ist sauber und es gibt keine scharfen Kanten. Das gebürstete und blau eloxierte Aluminium-Gehäuse ist sehr robust und fühlt sich hochwertig an. Der Touchscreen mit einer Auflösung von 800×480 ist extrem scharf und der Blickwinkel ist hoch. Leider handelt es sich bei dem Touchscreen um keinen kapazitiven, wie man es von Smartphones her kennt, sondern um einen druckempfindlichen. Dies verhindert präzise Eingaben mit den Fingern, daher wird ein Eingabe-Stift mitgeliefert. Die Helligkeit lässt sich von 1-100% in Einer-Schritten einstellen. Der Dreh- und Druckknopf ist präzise, es so gut wie keine Prell-Effekte. Allgemein reagiert der DeepSDR schnell und ohne Verzögerungen auf Eingaben. Der eingebaute Lautsprecher bietet trotz der geringen Größe einen relativ guten Klang. Seitlich am DeepSDR befindet sich noch eine USB-A Buchse, die momentan scheinbar nur zur Stromversorgung von Peripherie (z.B. aktive Antennen) gedacht ist.

Was ich etwas ungeschickt finde, ist die BNC Antennen-Buchse. Zwar ist BNC robuster als z.B. eine SMA-Buchse, da sie jedoch beim DeepSDR seitlich angebracht ist, macht es den Einsatz von diversen mobilen Antennen schwieriger. Die meisten Antennen mit BNC-Stecker sind für eine Top-Montage vorgesehen (also von oben). Durch die seitliche BNC-Buchse muß man z.B. die Teleskop-Antenne 90° anwinkeln, damit sie nach Oben zeigt. Bei der mitgelieferten geht das, da sie leicht ist und genug Halt liefert, aber meine alte Teleskop-Antenne mit BNC kippt ständig nach vorn oder hinten, weil der Stecker nicht ausreichend Halt bietet. BNC ist eben so konturiert, daß zwar der Stecker fest sitzt, sich das Kabel/Antenne jedoch frei drehen lässt. Für eine seitliche Antennen-Buchse hätte ich eher SMA bevorzugt, weil man dort die Schraub-Kappe fest genug anziehen kann, damit die Antenne stabil ihre Lage hält. Optional könnte man auch einen 90° SMA-Winkel nutzen könnte, der dann ebenfalls stabil genug hält.

Die Lautstärke lässt sich von OFF (aus) und 0 bis 35 regeln, wobei bereits 0 so hoch ist (zumindest bei eingeschalteten AGC), wie bei anderen Radios vielleicht 5-10 wäre. Also ganz leise bekommt man den DeepSDR bisher leider nicht.

Geladen wird der DeepSDR über das mitgelieferte USB-C Kabel. Der Ladestrom beträgt rund 1600 mAh (gemessen). Der entladene 5000 mAh Akku ist somit in etwa 3 Stunden wieder voll. Hier sollte man also ein USB-Netzteil verwenden, welches mindestens 2000 mAh liefern kann.

Der aufkelbbare Ständer ist mir im Moment auch noch ein Rätsel. Bisher habe ich nicht herausgefunden, wie man ihn am DeepSDR befestigen soll. Damit man den DeepSDR horizontal aufstellen kann, müsste man den Ständer vertikal an die Rückseite kleben, dazu ist er jedoch zu lang und ragt über das Gehäuse hinaus.

Empfangseigenschaften:

Der Empfang ist gut und mit dem Malahit DSP zu vergleichen. Kurzwelle empfängt man bereits mit der mitgelieferten Teleskop-Antenne. Für schwache Signale ist allerdings eine größere Antenne oder ein Vorverstärker erforderlich. Ich verwende eine MLA30+ (aktive Mini Loop Antenne) die Draußen vor dem Fenster steht und einen Durchmesser von 65cm hat. Damit habe ich im Bereich von 100 kHz bis rund 30 MHz hervorragenden Empfang. Im UKW-Bereich sind die Empfangseigenschaften ähnlich, Radio-Sender werden meistens gut und klar wiedergegeben. Eine Latenz zwischen einem analogen Radio und der digitalen Signal-Aufbereitung im DeepSDR ist nicht feststellbar.

Was etwas auffällt ist, daß es scheinbar viele Frequenz-Spiegelungen von starken Sendern gibt, die sich entgegengesetzt der Scroll-Richtung bewegen und den Empfang stören können. Das gibt es zwar auch bei anderen Empfängern, aber beim DeepSDR scheinen die häufiger vor zu kommen.

An den Seiten im Spektrum und Wasserfall des DeepSDR fällt auch deutlich auf, daß dort die Empfindlichkeit stark abnimmt. Das Spektrum ist beim DeepSDR keine gerade Linie, sondern eher ein Berg. Besonders gut ist dies bei einer eingestellten Bandbreite von 192kHz sichtbar. In der Mitte, wo sich die eingestellte Frequenz befindet, ist der Wasserfall meistens überbetont hell, so daß sich das eigentliche Signal nur schlecht vom Hintergrundrauschen abhebt. Leider kann man den Wasserfall nicht manuell abschwächen, dies geht bisher nur beim Spektrum.

Übersicht der Bedienung:

Das ganze Bedienungs-Konzept ist etwas gewöhnungsbedürftig und anfangs nicht gleich intuitiv erfassbar. Erst nach Studium des beigelegten Quick-Start-Guide A4-Blatt hab ich es ganz verstanden. Der DeepSDR hat nur einen Drehknopf, der für Eingaben auch gedrückt werden kann. Darauf konzentriert sich derzeit (mit Firmware 1.00) das ganze Bedienungs-Konzept. Zum jetzigen Stand kann der Touchscreen nur zur direkten Eingabe der Uhrzeit/Datum und Frequenz genutzt werden. Ich hoffe, daß die Bedienung per Touchscreen in künftigen Firmware-Versionen deutlich erweitert und optimiert wird, den momentan nervt es etwas den DeepSDR so zu bedienen, obwohl man sich daran gewöhnt.

Die Bedienung im Detail:

Durch kurzes Drücken des Drehknopfes springt der DeepSDR durch 5 Einstellungs-Felder: CH (Kanal-Speicherplatz), Frequenz, SPK (Lautsprecher-Lautstärke), EAR (Kopfhörer-Lautstärke) und Modulation. Der Wert des aktiven Feldes wird jeweils in Rot hervorgehoben. Der Wert wird dann durch das Drehen des Drehknopfes geändert. Es gibt aber noch weitere Felder (insgesamt 12), und diese erreicht man durch gleichzeitiges Drücken+Drehen des Knopfes. Wichtig dabei ist, daß man beim Drücken nicht zu lange mit dem Drehen wartet, da sonst nach 2 Sekunden die aktuelle Frequenz gespeichert wird. Darunter gehören nochmals die zuvor genannten Feldern, mit dem Unterschied, daß man bei der Frequenz nun auch die zu ändernde Stelle auswählen kann. Die weiteren Felder sind AGC (automatische Verstärkung), REF (zur Höhenanpassung des Spektrums), LCD (Helligkeit des Displays), IF GAIN (Eingangsverstärkung), Spektrum (Farbgestaltung des Spektrums ändern), Bandbreite (umschalten der angezeigtem Bandbreite), Wasserfall (umschalten zwischen Wasserfall- und Oszilloskop-Darstellung).

Eine schematische Darstellung einzelnen Felder finden Sie im angehängten Quick-Start Guide.

Die Einzelnen Felder & Funktionen im Detail ...

Uhrzeit & Datum:
Tippen Sie mit dem Finger (oder dem Eingabe-Stift) auf die Datum/Uhrzeit. Es erscheint ein Dialog-Feld, mit dem Sie per Drehknopf durch Drehen die Zahlen ändern und durch Drücken bestätigen können.

CH (Kanal-Speicherplatz):
Der DeepSDR hat 2 Arten von Speicherplätzen, die durch die Farbe des [CH] Symbols gekennzeichnet sind. Wenn das Symbol hellgrün ist, so handelt es sich um einen festen Speicherplatz, welchen man nur an einem Computer ändern kann. Zu jedem festen Speicherplatz können außerdem 2x12 Zeichen Info-Text definiert werden, welche oben rechts im Display hinter der Frequenz angezeigt werden (mehr zu den festen Speicherplätzen weiter unten im Text). Ist das Symbol weiß, so handelt es sich um einen änderbaren Speicherplatz. Möchten Sie einen Sender speichern, so wählen Sie zuvor einen beliebigen Speicherplatz (egal ob leer oder bereits belegt) aus und stellen dann die gewünschte Frequenz und Modulation. Durch Drücken des Drehknopfes für mehr 2 Sekunden wird der Sender gespeichert. Versuchen Sie auf einem festen Speicherplatz zu speichern, so springt der DeepSDR zum nächst freien Speicherplatz und speichert dort.

Frequenz:
Hier können Sie mit dem Drehknopf die gewünschte Frequenz einstellen. Geändert wird Frequenz jeweils ab der Rot markierte Ziffer. Durch gleichzeitiges Drücken+Drehen kann die Stelle ausgewählt werden. Eine Frequenz lässt sich aber auch direkt eingeben, wenn Sie mit dem Finger (oder Eingabe-Stift) auf die Frequenz tippen. Es erscheint ein großes Tastenfeld, auf dem die Frequenz in Hz, kHz, MHz oder GHz eingegeben werden kann.

SPK (Lautsprecher) und EAR (Kopfhörer) Lautstärke;
Mit SPK und EAR werden die entsprechenden Lautstärken von OFF (Aus), 0 bis 35 eingestellt. Achtung, der Verstärker kommt an seine Grenzen, wenn man zu laut einstellt! Der Ton wird dann übersteuert und wird immer schwächer. Der DeepSDR hat keine Kopfhörer-Erkennung, das heißt der Lautsprecher wird nicht ausgeschaltet, wenn ein Kopfhörer eingesteckt wird. Die 2 Lautstärke-Regler funktionieren völlig getrennt voneinander.

Modulation:
Hier kann zwischen den Modulationsarten CW, LSB, USB, AM, WFM, STE (WFM Stereo) und I/Q umgeschaltet werden. Eine einfache FM-Modulation scheint es bisher nicht zu geben.

AGC = Automatic Gain Control (automatische Verstärkung des Eingangsignals):
Mit AGC wird die Reaktionszeit der automatischen Verstärkung zwischen OFF (Aus), SLOW (Langsam), MID (Mittel) und FAST (Schnell) eingestellt werden. Auf Kurzwelle gibt es starke Schwankungen bei der Übertragung, diese werden damit ausgeglichen.

REF (Referenz Level):
Verlagert die Höhe der grafischen Spektrum-Anzeige, hat keinen Einfluss auf den Wasserfall oder auf das ausgegebene Signal.

LCD (Display-Helligkeit):
Zum Ändern der Display-Helligkeit von 1-100% in Einer-Schritten.

IF GAIN (manuelle Eingangs-Verstärkung):
Hier kann die Eingangs-Verstärkung manuell angepasst werden, wenn AGC auf OFF steht. Hat keine Auswirkung, wenn AGC eingeschaltet ist.

Spektrum (Zahlen links/rechs vom Spektrum sind rot markiert):
Die Farben des Spektrums können zwischen hellgrün+dunkelgrün, hellgrün+schwarz, weis+blau, weis+schwarz umgestellt werden.

FFT Bandbreite (Zahlen zwischen Spektrum und Wasserfall sind rot markiert):
Die Bandbreite des Spektrums und des Wasserfalls kann zwischen 192/128/64 kHz umgestellt werden.

Wasserfall (Zahlen unter Wasserfall sind rot markiert):
Die grafische Anzeige kann zwischen Wasserfall-Diagramm und Oszilloskop umgeschaltet werden.

Feste Speicherplätze:

Der DeepSDR hat die Möglichkeit feste Speicherplätze zu defiienieren, dazu muss man ihn im ausgeschalteten Zustand per USB-C Kabel mit dem Computer verbinden. Anschließend hält man den Drehknopf gedrückt und schaltet den DeepSDR ein. Er wechselt in den Firmware-Update-Modus und simuliert ein virtuelles Laufwerk. Auf dem Laufwerk befindet sich eine Text-Datei namens channel.csv, welche mit einem Texteditor (z.B. Windows Notepad) editiert werden kann. Jeder Zeile ist ein Speicherplatz. Die erste Zeile enthält die Bezeichnung der "Spalten". Es gibt 4 Spalte, die jeweils mit einem Komma getrennt sind. Der Info1- und Info2-Text darf maximal 12 Zeichen lang sein, danach folgt die Frequenz in Hz und die Modulation. Hinter der Modulation dürfen keine Leerzeichen sein, die anderen Leerzeichen sind nicht nötig, sie dienen nur der Übersichtlichkeit.

  Info1(12chr),Info2(12chr),MmmKkkHhh,Modulation
SWR1 ,Hornisgrinde, 93500000,WFM
SWR3 ,Hornisgrinde, 98400000,WFM
. , , 100,CW
LW Radio ,153-280 , 153000,AM
MW Radio ,522-1700 , 522000,AM
SW Radio 75m,3950-4000 , 3950000,AM
SW Radio 49m,5900-6200 , 5900000,AM
SW Radio 41m,7200-7450 , 7200000,AM
SW Radio 31m,9400-9900 , 9400000,AM
SW Radio 25m,11600-12100 , 11600000,AM
SW Radio 22m,13570-13870 , 13570000,AM
SW Radio 19m,15100-15800 , 15100000,AM
SW Radio 16m,17480-17900 , 17480000,AM

Hat man die Liste editiert und gespeichert, trennt man einfach das USB-C Kabel, der DeepSDR startet neu und die festen Speicherplätze sind abrufbar.

Fazit:

Der DeepSDR 101 ist lange nicht ausgereift, aber trotzdem schon sinnvoll nutzbar. Er ist vorwiegend für Radio-Empfang auf Kurzwelle und UKW geeignet, aber auch zum Empfang schmalbandiger Amateurfunk-Signale. Für Lang- und Mittelwelle benötigt man jedoch spezielle Antennen. Trotz der umständlichen Bedienung über den Drehknopf gewöhnt man sich nach einer Weile daran. Ich hoffe, DeepElec gibt die Firmware als Open Source frei, damit sie schnell verbessert und weiterentwickelt werden kann sowie neue Features bekommt. Für rund 125 Euro bekommt man einen handlichen SDR-Empfänger, der jedoch momentan nicht mit einem Malahit DSP mithalten kann.

DeepSDR in Aktion:

Zu hören ist ein Ausschnitt von Radio Östereich International, welche täglich von 07:00 bis 08:20 Uhr auf Kurzwelle 6.155 kHz mit 300 kW aus der nähe von Wien senden. Links daneben ist im Spektrum/Wafferfall noch ein DRM (Digital Radio) Signal zu sehen. Dieses kann unter anderem mit PC-Software wie z.B. "Dream DRM" decodiert und hörbar gemacht werden.

Kontakt:

Falls Sie Fragen oder Anregungen haben, können Sie mich über den Telegram-Messenger in der [Malahit DSP (SDR) 🇩🇪 Germany] Chat-Gruppe erreichen.